Der JC Wiesbaden schlägt Speyer mit 8:6 – und wundert sich über die eigene Stärke

Mo, 18.09.2017, 11.10 Uhr
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von Tonja Bröder
Der WIesbadener Kurier berichtet

Bericht im Wiesbadener Kurier am 18.09.2017 von Matthias Laux

WIESBADEN - Mit einem glückseligen Lächeln auf den Lippen, die WM-Goldmedaille fest umgriffen, blickt er auf das wuselige Treiben. Fast so schien es, als wäre Alexander Wieczerzak leibhaftig vor Ort in der Halle am 2. Ring. Und würde sehr wohlwollend zur Kenntnis nehmen, was seine Mannschaftskolleginnen vom JC Wiesbaden auf der Matte gerade ablieferten: Mit einem 8:6-Heimsieg am letzten Kampftag über den JSV Speyer zogen die Hessinnen als zweitplatzierter Verein der Judo-Bundesliga Süd in die Finalrunde am 7. Oktober in Bottrop ein. Und all das unter den papierenen Augen des frisch gebackenen Weltmeisters, dessen unübersehbares Konterfei auf einem Gratulationsbanner der Gastgeber über dem Kampfrichtertisch prangte.

„Besser hätte es heute wirklich nicht laufen können“

Auch wenn den JCW-Kämpferinnen (noch) keine Medaillen um den Hals baumelten, Gründe zur Freude hatten sie an diesem Samstagabend zu genüge. „Besser hätte es heute wirklich nicht laufen können“, frohlockte etwa Vivian Herrmann, die ihre beiden Kämpfe in der Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm jeweils mit Ippon für sich und ihre Farben entschied. Trotz diverser Anlaufschwierigkeiten: „Für mich war es nicht einfach, aber ich glaube, ich habe es dann doch ganz gut gemacht. Im ersten Kampf habe ich ein wenig gebraucht, um reinzukommen, dann am Ende aber doch deutlich die Punkte geholt.“ Das Lob gelte ohnehin allen. „Unser Team war einfach sehr stark, wir haben den Primus besiegt“, freute sich Herrmann immer noch ein wenig ungläubig nach dem Ende.

Dass das Hauptziel des JCW, der Einzug in die Finalrunde, bereits frühzeitig feststand, war insbesondere dem Resultat einer anderen Begegnung geschuldet: Der amtierende Deutsche Meister, der TSV Großhadern, verlor gegen die TSG Backnang krachend mit 2:12, verpasste damit die Qualifikation für Bottrop.

Obwohl JCW-Teammanager Marcel Stebani bereits nach dem ersten Durchgang, mit einer 4:3-Führung im Rücken, Bescheid wusste, dass das Ticket in den Ruhrpott gesichert war, gab er die Parole aus, nicht nachzulassen und „weiter Gas zu geben. Ich bin einfach megaglücklich und erleichtert. Ganz viele aus meiner Mannschaft haben heute alles aus sich rausgeholt.“

„Stärkste Vorrunde, die wir jemals gekämpft haben“

Der Triumph gegen die Domstädterinnen aus der Pfalz, für Stebani die temporäre Krönung der bisherigen Bundesliga-Saison der Wiesbadenerinnen. „Acht Punkte, am Ende der zweite Tabellenplatz, nur einmal sehr unglücklich gegen Backnang verloren – das war die stärkste Vorrunde, die wir jemals gekämpft haben. Das nächste Ziel ist auf jeden Fall der Einzug ins Halbfinale.“

Eine, die sich nach ihrem Kreuzbandriss erst langsam wieder an das Niveau in Deutschlands Judo-Oberhaus herantasten musste, freute sich ganz besonders – auch über ihre eigene Vorstellung in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm: „Das ist ein super Ergebnis“, fasste Swantje Kaiser ihre Gefühlslage in Worte. „Um ehrlich zu sein, damit habe ich im Vorfeld nicht gerechnet. Einfach, weil Speyer für mich der Favorit Nummer eins ist“, so die 23-Jährige. „Hier und heute so dominant zu gewinnen, das ist auch für mich selbst ein tolles Erlebnis.“

Derweil blickte Miriam Butkereit bereits drei Wochen voraus: „Der Sieg gegen den JSV war extrem wichtig für die Motivation und das Selbstvertrauen Richtung Finalrunde. Auch für mich persönlich: In meinem ersten Kampf gegen Szaundra Diedrich – das ist eine ganz starke Konkurrentin, mit der ich auch am Bundesstützpunkt in Köln zusammen trainiere – zu bestehen und zu gewinnen, das war eine überragende Sache.“

VIERTELFINALE GEGEN GLADBACH

Die Würfel sind gefallen: Die jeweils ersten drei Mannschaften aus dem Norden und dem Süden haben sich für die an einem Tag stattfindende Finalrunde 2017 der Judo-Bundesliga der Frauen am 7. Oktober qualifiziert. Gastgeber ist der Meister der Gruppe Nord, der JC 66 Bottrop.

Die TSG Backnang sicherte sich die Meisterschaft in der Südgruppe vor dem JC Wiesbaden, der Vizemeister Speyer auf Platz drei verwies. Die beiden Erstplatzierten, Bottrop und Backnang, sind direkt für das Halbfinale qualifiziert; die anderen vier Mannschaften kämpfen unter sich das Viertelfinale aus, wobei es der JCW zunächst mit dem 1. JC Mönchengladbach zu tun bekommen wird. In der nächsten Runde würde dann Bottrop warten.

Viertelfinale: JC Wiesbaden – 1. JC Mönchengladbach, SUA Witten – JSV Speyer. – Halbfinale: Wiesbaden/M‘gladbach – JC 66 Bottrop, Witten/Speyer – TSG Backnang.

 

Die Begegnungen im Einzelnen:

JC Wiesbaden – JSV Speyer 8:6 (65:54). – 1. Durchgang, bis 78 kg: Stevenson – Polling 0:7, bis 48 kg: Seferi – Lindner 7:0, bis 57 kg: Starke – Trenz 10:0, bis 52 kg: Florian – Thumm 0:10, bis 63 kg: Herrmann – Müller 10:0, über 78 kg: Rollwage – Bandel 0:7, bis 70 kg: Butkereit – Diedrich 7:0. – 2. Durchgang, bis 78 kg: Stevenson – Polling 0:10, bis 48 kg: Sturm – Lindner 1:0, bis 57 kg: Kaiser – Trenz 10:0, bis 52 kg: Florian – Thumm 0:10, bis 63 kg: Herrmann – Bazynski 10:0, über 78 kg: Rollwage – Ziech 0:10, bis 70 kg: Butkereit – Galandi 10:0.

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