JCW-Aushängeschild Wieczerzak geht selbstbewusst in die WM in Budapest

Di, 29.08.2017, 20.27 Uhr
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von Tonja Bröder
Bericht im Wiesbadener Kurier von Tobias Goldbrunner, 29.08.2017

Bericht im Wiesbadener Kurier von Tobias Goldbrunner, 29.08.2017

WIESBADEN - Es ist etwas mehr als ein Jahr her. Da saß Alexander Wieczerzak auf dem heimischen Sofa in Köln. Und verfolgte betrübt die Judo-Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Das Aushängeschild des JC Wiesbaden hatte das Ticket für Brasilien auf den letzten Metern verpasst. Viel war passiert. Und viel sollte auch danach passieren. „Ich hatte sehr schwere Monate“, erinnert sich Wieczerzak. Während der Qualifikationsphase zu den Sommerspielen litt der 26-Jährige erst unter dem Denguefieber, dann brach er sich eine Rippe. Wieczerzak gab sich unmittelbar nach dem Olympia-Aus kämpferisch, kündigte an: „Dann hole ich eben bei der nächsten WM einen Podestplatz.“

Neuer Bundestrainer: Neue Wege in der Vorbereitung

Im vergangenen Herbst musste allerdings der schon lange lädierte Ellbogen operiert werden. Zu Beginn des Jahres 2017 zog sich der EM-Dritte von 2015 dann einen Muskelfaserriss im Knie zu. Die WM-Teilnahme schien plötzlich in Gefahr. Doch der neue Bundestrainer Richard Trautmann, zu dem Wieczerzak ein deutliches besseres Verhältnis als zu Vorgänger Detlef Ultsch hat, setzte früh auf den begnadeten Techniker, nominierte ihn bereits im Februar für das WM-Team. Es folgte eine Vorbereitung, wie Wieczerzak sie „noch nie erlebt hat. Sie war knallhart, hat aber auch sehr viel gebracht. Sogar an den Regenerationstagen standen zwei Mal 120 Minuten Technik- und Taktiktraining auf dem Programm.“ Das deutsche Aufgebot bezog Trainingslager in Teneriffa, Japan, Südkorea, auf dem spanischen Festland und in Frankreich. Den finalen Schliff holte sich die Mannschaft in Köln. „Das war klasse, ein Heimvorteil für mich“, meinte Wieczerzak. Was ihm besonders zusagte: „Wir haben extrem viel Judo gemacht, deutlich weniger Krafttraining als früher. Aber wir fahren ja auch nach Budapest, um Judo zu machen – und nicht Bankdrücken.“ In der ungarischen Hauptstadt wird es am Donnerstag nun ernst: Wieczerzak trittt bei der WM in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm an. Und hat sich viel vorgenommen: „Ich will immer eine Medaille – egal, wo ich starte.“ Es ist seine dritte WM. Auf dem Podium stand er noch nie.

26-Jähriger erwischt schwere Auslosung

Gleich zum Auftakt hat der 26-Jährige ein Hammerlos erwischt: Wieczerzak trifft auf den Kanadier Antoine Valois-Fortier. Gegen den Olympia-Dritten von London schied der Wahl-Kölner bei der letzten WM vor zwei Jahren im Achtelfinale aus. Wieczerzak unterlag hauchdünn mit 1:2-Strafen, Valois-Fortier holte anschließend Bronze. Die ersten beiden Aufeinandertreffen hatte Wieczerzak für sich entschieden. Es wird also um Kleinigkeiten gehen. Gewinnt der JCW-Athlet, könnte direkt der nächste dicke Brocken folgen: Wieczerzak würde es dann wohl mit dem Weltranglistenersten und amtierenden Europameister Alan Khubetsov aus Russland zu tun bekommen. Den Junioren-Weltmeister von 2010 stören große Namen nicht: „Bei einer WM ist jeder Gegner schwer. Und ich weiß, dass ich jeden schlagen kann.“

Wieczerzak fühlt sich topfit. Alle Verletzungen sind auskuriert. „Ich kann daher auf einen tollen Wettkampftag hoffen“, erzählt der Bundesliga-Kämpfer des deutschen Meisters JT Hamburg. Wieczerzak weiß aber auch, „dass ich in den letzten Monaten nur ein Turnier gekämpft habe“. Wieczerzak trat beim European Cup in Slowenien an, siegte souverän. „Im Jahr nach Olympia weiß allerdings niemand, wo er genau steht. Viele Topathleten haben die Gewichtsklasse gewechselt, viele lassen es ruhiger angehen. Andere starten dafür vielleicht durch.“ Auch Wieczerzak will durchstarten.

Eine weitere Medaillenchance besitzt der 26-Jährige am Sonntag beim erstmals ausgetragenen Mixed-Team-Wettbewerb (drei Frauen und drei Männer). Auch wenn die Männer in den Kategorien bis 73 kg, bis 90 kg und über 90 kg antreten. Trautmann könnte je nach Gegner auch Wieczerzak in einer der beiden oberen Gewichtsklassen einsetzen.

Aus dem Bundesliga-Team der JCW-Frauen sind in Budapest derweil acht Gastkämpferinnen am Start. Darunter die Rumänin Alexandra-Larisa Florian (bis 52 kg) und die Australierin Katharina Häcker (bis 63 kg). „Es wid für alle hart, um Edelmetall mitzumischen“, gibt sich JCW-Teammanager Marcel Stebani zurückhaltend.

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