Olympische Ballnacht in Wiesbaden: Carolin Schäfer und Alexander Wieczerzak sind Sportler des Jahres

Mo, 25.09.2017, 19.55 Uhr
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von Tonja Bröder
Der Wiesbadener Kurier berichtet

Bericht im Wiesbadener Kurier am 23.09.2017 von Tobias Goldbrunner

WIESBADEN - Vor ziemlich genau einem Jahr hatte sich Alexander Wieczerzak eine goldene Fliege gekauft. Kurz nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Die der Judoka des JC Wiesbaden so unglücklich verpasste hatte. Weil er erst unter dem Dengue-Fieber litt, sich dann eine Rippe brach. Doch Wieczerzak richtete den Blick nach vorne. Kämpfte sich zurück. Ganz nach oben. Und so strahlt der 26-Jährige, als er am Samstagabend das Wiesbadener Kurhaus betritt. Mit der goldenen Fliege. „Jetzt kann ich sie endlich anziehen“, freut sich Wieczerzak. Vor drei Wochen wurde der Junioren-Weltmeister von 2010 auch Weltmeister bei den Männern, feierte in Budapest den größten Triumph seiner Karriere.

„Ich bin immer noch ganz baff, kann es nicht glauben“, berichtet der 81-Kilo-Mann, der frisch aus dem Malediven-Urlaub kommt. Und bei der XVI. Olympischen Ballnacht unter dem Applaus der 2.200 Gäste eine besondere Auszeichnung in Empfang nehmen darf: Wieczerzak wird erstmals als „Hessens Sportler des Jahres“ ausgezeichnet. Tritt in die Fußstapfen von Turnstar Fabian Hambüchen.

Finalsieg mit gebrochener Nase

Die Nase, sie schmerzt übrigens noch etwas. Verrät der Judoka. Im Halbfinale hatte er sich diese gebrochen. Aber auch davon nicht aufhalten lassen. „Ich hätte mich an diesem Tag von nichts aufhalten lassen“, schildert Wieczerzak. Der dem Deutschen Judobund das erste WM-Gold seit 14 Jahren beschert hatte. Und hofft, dass dieser Erfolg „eine Signalwirkung für den Judosport in Deutschland und den ganzen Sport in Hessen hat“. Im kommenden Jahr will er die Titelverteidigung in Angriff nehmen. Und 2020 natürlich Olympia in Tokio.

Eine Medaille in Japan – das ist auch der große Traum von Carolin Schäfer. „Ein erster ist schon in Erfüllung gegangen“, denkt die Siebenkämpferin der LG Eintracht Frankfurt mit einem Lächeln an die Leichtathletik-WM in London zurück. Im August holte die 25-Jährige ihre erste internationale Medaille, vergoss Freudentränen über den Gewinn der Silbermedaille. „Danach folgte ein vierwöchiger Interviewmarathon“, erzählt Schäfer. Am Samstag genießt sie nun noch die Olympische Ballnacht. Wird zum zweiten Mal nach 2014 als „Sportlerin des Jahres“ geehrt. „Am Montag geht es dann endlich auch in den Urlaub“, so die Olympia-Fünfte von 2016. Nach Holland. „In ein schönes Haus am Strand.“ Mitte Oktober beginnt sie mit der Vorbereitung auf das neue Jahr. „Die Hallensaison lasse ich weg – damit bin ich diesmal ja auch ganz gut gefahren“, meint Schäfer. Die bereits dem Höhepunkt 2018 entgegenfiebert: der Heim-EM in Berlin.

„Athleten fallen nicht vom Himmel“

Berlin, da war doch was. Am späteren Meister von der Spree scheiterten die United Volleys in einem hart umkämpften Play-off-Halbfinale im Frühjahr denkbar knapp, unterlagen im Entscheidungsspiel erst im Tiebreak. „Schnell überwog aber natürlich der Stolz“, erläutert Michael Warm, Cheftrainer der Bundesliga-Volleyballer aus Rüsselsheim und Frankfurt. Und stolz ist Warm auch bei der Ballnacht, schließlich werden die Volleys zum ersten Mal „Mannschaft des Jahres“. Die Auszeichnung hat für Warm einen so hohen Stellenwert, dass seine „Jungs“ mal ohne ihn auskommen müssen. Die Mannschaft bestreitet gleichzeitig ein Vorbereitungsspiel im Saarland, Warm ist mit seinen Geschäftsführern Jörg Krick und Henning Wegter ins Kurhaus gekommen. Die begehrten Trophäen erhalten auch Kim Kalicki, U23-Weltmeisterin im Zweierbob von TuS Eintracht Wiesbaden, als „Newcomerin des Jahres“, die Marburger Skifahrerin Noemi Ristau, WM-Dritte im Slalom, als „Behindertensportlerin des Jahres“ und Jürgen Sammert, Coach von Schäfer, als „Trainer des Jahres“.

Als Dr. Rolf Müller über die vielen Erfolge spricht, ist auch er stolz. „Wir hatten sportlich ein Bombenjahr“, stellt der Gastgeber und Präsident des Landessportbundes Hessen fest. „Aber kein Wunder: Der Hesse an sich ist genetisch zu allem fähig.“ Müller weiß aber, dass die Topathleten „nicht vom Himmel fallen. Wir haben einen großartigen Olympiastützpunkt und großartige Vereine. Wir dürfen aber nicht locker lassen, sondern müssen diese genauso weiter fördern“. Die Politik um Ministerpräsident Volker Bouffier und Wirtschaft, die im Kurhaus weilt, nimmt, so hofft es Müller, diese Botschaft mit auf den Weg. Getreu dem diesjährigen Motto der traditionellen Gala „Leidenschaft verbindet“.

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