Ju-Jutsu: 4. Weltmeistertitel für JCW-Kämpfer?

Mi, 22.11.2017, 15.51 Uhr
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von Tonja Bröder
Der Wiesbadener Kurier berichtet

Bericht von Manuel Schubert im Wiesbadener Kurier am 22.11.2017

WIESBADEN - Dafür, dass Roman Apolonov in den kommenden Tagen Geschichte schreiben könnte, wirkt er ziemlich gelassen. „Von mir aus könnte es gleich losgehen“, sagt er, „ich fühle mich gut.“ Bei der Ju-Jut-su-Weltmeisterschaft in Bogotá, die am Freitag beginnt, hat der Wahl-Wiesbadener die Möglichkeit, zu erreichen, was vor ihm noch kein Deutscher erreicht hat: zum vierten Mal den Titel holen. Und ganz nebenbei wäre es auch sein vierter WM-Sieg in Serie. „Ich fliege nicht dahin, weil ich was Besonderes sein will“, betont Apolonov jedoch. „Ich will einfach Weltmeister werden.“

Bereits am vergangenen Samstag hat der Kämpfer des JC Wiesbaden seine persönliche Gold-Mission gestartet und ist per Flugzeug in die kolumbianische Landeshauptstadt aufgebrochen. Die komplette Woche über wird Apolonov in der Anden-Metropole trainieren. Um sich zu akklimatisieren, um sich mit den sechs Stunden Zeitunterschied und vor allem mit den 2640 Höhenmetern zu arrangieren. So hoch über dem Meeresspiegel ist der 25-Jährige noch nie auf die Matte gestiegen. Er sei „echt gespannt, wie das wird“, sagt Apolonov. „Aber ich habe ja genug Zeit, um mich dran zu gewöhnen.“

In der Gewichtsklasse bis 62 Kilogramm hat der Athlet aus der Landeshauptstadt nur ein Ziel: die Goldmedaille. „Meine Chancen sehe ich sehr gut“, betont Apolonov. Schließlich ist der gebürtige Rastatter, der 2015 wegen seines dualen Studiums bei der Polizei nach Wiesbaden gezogen ist, nicht nur amtierender Welt- und Europameister, sondern auch Weltranglistenerster in seiner Altersklasse. Allerdings hat Apolonov zuletzt auch eine empfindliche Niederlage einstecken müssen: Bei den World Games in Breslau im Juli hatte er eine Goldmedaille fest eingeplant, am Ende wurde es „nur“ Bronze. An der Halbfinalniederlage gegen den späteren Titelgewinner Bohdan Mochulskij (Ukraine) hatte Apolonov ganz schön zu knabbern. Das Kämpfen, räumt er ein, habe auf einmal nicht mehr so viel Spaß gemacht. „Da habe ich erst mal ein bisschen Abstand gebraucht.“ Selbst eine längere Auszeit schloss er nicht aus. Doch die Frustration währte nicht lange. „Der Reiz kam vom einen Tag auf den anderen wieder“, erinnert er sich. Nur wenige Wochen nach den World Games begann Apolonov auch schon wieder mit der WM-Vorbereitung, trainierte fünf- bis sechsmal die Woche, zweimal am Tag. Morgens standen Kraft- und Ausdauerübungen auf dem Plan, abends ging es auf die Matte.

Rund 1700 Euro für Flug und Hotel aufgetrieben

Parallel hatte er diesmal aber noch eine ganz andere Baustelle zu beackern: Da der Deutsche Ju-Jutsu-Verband nicht das nötige Kleingeld hatte, all seinen Athleten die Spesen zu bezahlen, musste Apolonov die Kosten für Hotel und Flug – rund 1700 Euro – in Eigenregie auftreiben. Für viele seiner Kollegen war das eine große Hürde. Nur acht Kämpfer werden daher in Bogotá den Bundesadler auf der Brust tragen. In den Vorjahren waren es meist dreimal so viele. Im Fall des Weltmeisters zeigten sich jedoch mehrere Sponsoren und auch der JC Wiesbaden spendabel, die Reisekasse war schnell gefüllt. „Das ging wie von selbst“, berichtet Apolonov. Dann steht der Titelverteidigung ja nichts mehr im Wege.

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