Alexander Wieczerzak: Ab sofort Spätzle statt Fischbrötchen
WIESBADEN - Wenn Alexander Wieczerzak vom Judo Club Wiesbaden (JCW) von finanzieller Unterstützung spricht, handelt es sich nicht um Millionen, wie etwa im Fußball. „Da geht es um die Erstattung von Fahrtkosten, Übernachtungen oder mal einen neuen Judoanzug“, sagt Wieczerzak. Keine großen Summen also. Aber dennoch zu viel für das Hamburger Judo-Team (HJT), mit dem der Weltmeister von 2017 und WM-Dritte 2018 in der Gewichtsklasse bis 81 kg auch dreimal in Folge deutscher Mannschaftsmeister wurde. Deshalb wechselt Deutschlands aktuell erfolgreichster Judoka noch vor dem offiziellen Meldeschluss Ende Februar zum Ligakonkurrenten aus Esslingen.
„Es ist wirklich schade“, betont Wieczerzak, dass er eigentlich nicht nach einem neuen Verein gesucht habe. „Aber Hamburg kann die Unterstützung nicht mehr gewährleisten“, sagt Wieczerzak. Nach einem Streit steht das HJT keine zwei Monate vor Saisonstart ohne Sponsoren da.
Mit Wieczerzak wechseln auch einige Kämpfer aus der Nationalmannschaft nach Baden-Württemberg: Dimitri Peters, der Olympia-Dritte von 2012 und die Olympia-Teilnehmer von 2016 Igor Wandtke und André Breitbarth. Außerdem wechselt der ehemalige Nationalmannschaftsathlet Dino Pfeiffer in der Gewichtsklasse bis 100 kg nach Esslingen.
„Die Liga wird durch die Neuaufstellung viel spannender und ausgeglichener. Andere Bundesliga-Vereine haben sich auch verstärkt. Nun ist der Gewinn des Titels für alle offen“, sagt Wieczerzak. Dessen Fokus ist allerdings klar auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio gerichtet: „Ab der Europameisterschaft im Mai zählt jeder Wettkampf für die Qualifikation.“ Sein Ziel: Den Olympiazyklus perfekt machen und bei der WM im August in Tokio die dritte WM-Medaille holen.
Trotz internationalem Erfolg ist Wieczerzak Wiesbaden treu
Die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro hatte Wieczerzak verletzungsbedingt nur knapp verpasst. Diesmal soll das anders werden. „Ich bin topfit und kann voll trainieren“, sagt Wieczerzak, der sich gerade in Köln auf den internationalen Grand Slam in Paris vorbereitet – sein erster Wettkampf seit zwei Monaten. „Das wird schon eine Hausnummer“, freut sich Wieczerzak darauf, vor über 10 000 Zuschauern in Paris auf die Matte zu gehen.
Davor stattet er aber seiner alten Heimat noch einen Besuch ab: Wieczerzak ist einer der Gäste beim Ball des Sports im Rhein-Main-Congress-Center. „Mit Wiesbaden verbindet mich viel“, ist Wieczerzak dankbar für die Unterstützung, die er aus Wiesbaden etwa durch den JCW, die Wiesbadener Sportförderung (WISPO) oder die Stiftung Sporthilfe Hessen erfährt, weshalb er dem JCW, für den Wieczerzak bei internationalen Wettkämpfen antritt, auch weiterhin die Treue hält.
Bevor der Judoka am Samstag den Judoanzug gegen einen Smoking tauscht, ist sogar noch ein Treffen mit Familie und Freunden in Frankfurt drin.