Hilfe für ukrainisches Judoteam
Es dauerte nur wenige Minuten und die Nachricht verbreitete sich in Windeseile über eine eigens dafür eingerichtete Signalgruppe: Ein Reisebus mit 21 minderjährigen Judoka hatte sich zusammen mit deren Trainer Kyryll Vertynskyi aus dem bekämpften Saporischschja auf den Weg nach Wiesbaden gemacht. Von dem Ort, der durch den Anschlag auf das AKW durch die Medien bekannt wurde. Geplante Ankunftszeit war Samstag abend (13.03.22) in Wiesbaden. Zustande kam der Kontakt über eine ehemalige Bundesligakämpferin. Und weil noch Platz im Bus war, wurden weitere Flüchtende unterwegs eingesammelt, insgesamt sind es jetzt 40 Personen.
Koordiniert wurde die Hilfsaktion auf Seiten des JCW unter der Federführung von Robertson Linsner durch Christoph Meister, Alexander Grautegein, Philipp Eckelmann und Achim Enders (v.r.n.l.). Praktisch war, dass am gleichen Tag auf dem Wiesbadener Schloßplatz der „Markt der Hilfe für die Ukraine“ mit Ständen verschiedener kommunaler, zivilgesellschaftlicher und privater Hilfsinitiativen stattfand. Dort konnten wir uns über sinnvolle Möglichkeiten der Geld-, Sach- und Zeitspenden sowie über Anlaufstellen und Hilfsangebote informieren.
Bewunderns- und vor allem dankenswert ist die spontane Hilfsbereitschaft unserer Mitglieder. Es wurden ad hoc Gästezimmer angeboten, die medizinische Versorgung geklärt, Trainingskleidung organisiert, die Dolmetscherfunktion besetzt, Tipps für Behördengänge und weitere Hilfe jeglicher Art angeboten.
Der Wunsch des ukrainischen Judoteams ist es, als Gruppe zusammen zu bleiben. In der Regel erfolgt nach der Einreise in Deutschland eine Verteilung auf diverse Standorte. Um dies zu vermeiden, ist Hauke Kneip daueraktiv, sichtet Gemeinschaftsunterkünfte und setzt sich dafür ein, dass die Kinder- und Jugendlichen nicht ihre Bezugspersonen verlieren werden.
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt: Nachdem sich die Fahrt als zeitraubender als gedacht entpuppte, entschied sich die Gruppe am Samstag abend, einen Übernachtungsstopp in Wien zu machen. Der obligatorische Coronatest ergab, dass ein Kind positiv ist, was einen ungeplanten längeren Aufenthalt in Österreich mit sich bringen wird.
Dass unsere Hilfsangebote erstmal in Warteposition versetzt wurden, tut der gesamten Aktion keinen Abbruch. Es ist fantastisch zu sehen, wie unser Verein im Falle eines Falles zusammenarbeitet, wie Solidarität und Hilfsbereitschaft allem voran gestellt werden und wie Ressourcen mobilisiert werden.
Ob das Judoteam mit Kyryll die Weiterreise nach Wiesbaden antreten wird oder unterwegs Unterschlupf findet, das steht noch in den Sternen. Wir jedoch haben einen Plan A in der Tasche, der bei der nächsten Hilfeanfrage in die Tat umgesetzt werden kann.
Unser herzlichster Dank geht an alle, die selbstlos ihre Hilfe angeboten haben. Wir sind stolz, Euch als Mitglieder zu haben!