JC Wiesbaden entscheidet Bundesligaduell gegen Esslingen souverän mit 12:2 für sich
Bericht im Wiesbadener Kurier am 11.06.2018 von Matthias Laux
WIESBADEN - Im ersten Moment wirkte sie leicht verblüfft. Konnte gar nicht fassen, wie eindeutig das Ergebnis ausgefallen war. „Stimmt ja, wir haben den zweiten Durchgang komplett gewonnen“, freute sich Pauline Starke, noch auf der Matte, über den souveränen Heimerfolg am vierten Kampftag der Judo-Bundesliga 2018. Das Frauenteam des JC Wiesbaden schlug den KSV Esslingen mit 12:2 (120:17) – ein Duell, das im Grunde zu keinem Zeitpunkt an diesem Nachmittag in der Halle am 2. Ring eines auf Augenhöhe war. Sehr zum Wohlwollen von JCW-Teammanager Marcel Stebani: „Auszusetzen habe ich heute gar nichts. Ärgerlich waren lediglich die zwei abgegebenen Punkte im ersten Durchgang; im zweiten haben wir ja dann gesehen, dass die Mädels es besser können. Das Resultat ist – auch in dieser Höhe – verdient. Ich habe wenig zu meckern.“
Eine der beiden Niederlagen der Hessinnen, auf die Stebani anspielte, musste die Puerto Ricanerin Maria Perez in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm gegen KSV-Judoka Daria Pogorzelec einstecken. Doch alleine der Umstand, dass Perez, amtierende Vize-Weltmeisterin und erstmalig für den JCW im Einsatz, im Aufgebot Stebanis auftauchte, darf als Überraschungscoup des Teammanagers gelten, der aufgrund diverser Ausfälle kurzfristig reagieren musste – und in einer Hafenstadt an der Südostküste Spaniens fündig wurde: Perez lebt und trainiert in Valencia beim VCJ (Valencia Club Judo) – also exakt jenem Verein, bei dem der JCW im vergangenen Herbst ein zehntägiges Trainingslager absolvierte. Die freundschaftlichen Bande waren geknüpft, sodass die Kontaktaufnahme mit der Mittelmeermetropole bezüglich Personalia fast auf der Hand lag.
„Das Ziel kann dieses Jahr nur lauten: Meisterschaft.“
Eine Garantin für den Heimtriumph des JCW war wieder einmal Renée Lucht (über 78 kg); sie holte gegen die Gäste vom Neckar zwei klare Siege für ihre Farben – und befand folgerichtig: „Wir sind diese Saison einfach sehr stark. Der Teamgeist ist super. Wenn wir so weiterkämpfen, ist wirklich alles drin.“
Dem hatte Starke, die mit Mannschaftskollegin Tamara Ohl in Hannover zusammenwohnt, nur wenig hinzuzufügen. „2017 wurden wir Deutscher Vizemeister. Das Ziel kann daher dieses Jahr nur lauten: Meisterschaft.“
Da der TSV Großhadern an diesem Wochenende gegen Speyer mit 9:5 gewann, sind die Vereine auf den vorderen Tabellenplätzen ganz eng zusammengerückt. Doch Stebani fürchtet wenig. „Wir sind definitiv stärker als 2017. Man sieht, dass sich fast alle unsere Kämpferinnen noch einmal weiterentwickelt haben. Alle anderen Teams müssen gegen uns schon ihre maximalen Granaten auffahren, um überhaupt eine Chance zu haben, die Punkte zu holen.“
JC Wiesbaden – KSV Esslingen 12:2 (120:17). – 1. Durchgang, bis 63 kg: Kaiser – Pfeiffer 10:0, bis 78 kg: Zenker – Hölterhoff 0:7, bis 52 kg: Grulich – Jursch 10:0, bis 57 kg: Box – Walter 10:0, bis 70 kg: Perez – Pogorzelec 0:10, über 78 kg: Lucht – Weiss 10:0, bis 48 kg: Sturm – nicht besetzt 10:0. – 2. Durchgang, bis 63 kg: Starke – Pfeiffer 10:0, bis 78 kg: Zenker – Hölterhoff 10:0, bis 52 kg: Pena – Jursch 10:0, bis 57 kg: Ohl – Hopp 10:0, bis 70 kg: Perez – Pogorzelec 10:0, über 78 kg: Lucht – Lupp 10:0, bis 48 kg: Petersen – nicht besetzt 10:0.
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JCW-MÄNNER VERPASSEN SENSATION
Die aktuelle Bilanz des Aufsteigers aus der hessischen Landeshauptstadt steht – auf dem Papier – bei null Punkten aus drei Begegnungen. Vorletzter Tabellenplatz in der Zweiten Judo-Bundesliga der Männer. Doch nach dem fulminanten Auftritt gegen Primus VfL Sindelfingen, gegen welchen die Hessen nur hauchdünn mit 6:8 (60:77) den Kürzeren zogen, ist JCW-Coach Roland Denkewitz wieder mehr als optimistisch gestimmt: „Ich denke, dass unser Saisonziel, ein Platz im leicht gehobenen Mittelfeld, in den restlichen drei Begegnungen durchaus noch zu erreichen ist. Heute hat man ja gesehen, dass sich fleißiges Training richtig auszahlt“, ist er vollauf zufrieden mit der Vorstellung gegen den VfL. „Wir müssen sehen, wo wir herkommen, nämlich aus der Regionalliga. Und wir haben eine ganz junge Mannschaft.“ Nachdem die Gäste den ersten Durchgang mit 5:2 klar für sich entscheiden konnten, drehte der JCW, speziell in Person von Tobias Rosenbaum (bis 55 kg) und Sascha Korn (bis 73 kg), auf. Infolge des Anschlusses zum 6:7 hatte JCW-Judoka Daniel Winn (bis 90 kg) die Chance zum Ausgleich. „Heute war sicher mehr drin. Aber irgendwann war die Kraft einfach am Ende. Ich bin schon ein wenig enttäuscht. Doch Sindelfingen war unter dem Strich das bessere Team“, sagte Winn.