JCW-Frauen in knapp drei Minuten Richtung Final-Four
Bericht im Wiesbadener Kurier von Stephan Neumann am 04.09.2023
Leipzig/Wiesbaden, 02.09.2023 - Der Plan ging auf, alle taktischen Winkelzüge ebenso: Die Bundesliga-Frauen des Judo-Clubs Wiesbaden sind ins Final-Four um die Deutsche Meisterschaft eingezogen. In der Ausscheidung der letzten vier ist am 16. September der JSV Speyer der Gastgeber und Gegner. Der JC Bottrop, die TSG Backnang und der JCW bilden neben Speyer das verbliebene Quartett. „Ich kann nur vor der Mannschaft den Hut ziehen. Wir haben damit eine Medaille sicher und dürfen auf jeden Fall schon jetzt zufrieden sein“, jubelte JCW-Teammanager Marcel Stebani nach dem zweiten Platz bei den Play-offs in Leipzig.
Trotz personeller Handicaps – auch die Talente Helene Riegert und Hanna Sedlmair waren aufgrund der am Donnerstag in Den Haag beginnenden Junioren-EM nicht dabei – setzte sich die elfköpfige Wiesbadener Formation im Rahmen ihrer Möglichkeiten optimal in Szene. Das anfängliche 2:12 gegen Serienmeister TSG Backnang wurde bewusst als „Warm up“ genutzt, wie Stebani schilderte, um sich für die wegweisenden Duelle mit dem TSV Altenfurt und zum Abschluss gegen den JC Leipzig zu wappnen. Aber es mussten weitere Nackenschläge weggesteckt werden: So zog sich Marlene Winter (bis 70 kg) gegen Altenfurt beim Übergang in die Rotation eine schmerzhafte Blessur im Rippenknochen-Bereich zu – und konnte nicht mehr weitermachen. Anastasia Zinkevyvh hatte die Fahrt aus gesundheitlichen Gründen erst gar nicht angetreten. Doch Tamara Ohl (bis 57 kg), Mary Dee Vargas Ley (bis 48 kg), Anja Schneider (bis 52 kg), Lara Schurz (über 78 kg) und Eimeira Silvestre (bis 78 kg) legten im ersten Durchgang gegen Altenfurt mit ihren gewonnenen Kämpfen den Grundstein zum 9:5-Erfolg, an dem auch Sofiia Svydka (über 78 kg) und Leonie Rüenauver (bis 70 kg) Anteil hatten.
Klar, dass die Halle im alles entscheidenden Duell lautstark hinter dem Team von Gastgeber JC Leipzig stand. Aber es sollte schnell ruhiger werden, nachdem Tamara Ohl ihre Kontrahentin Yara Slamberger auf den Rücken befördert hatte. „Das war für uns die Initialzündung“, verspürte Stebani bei allen den festen Willen, den Final-Four-Einzug perfekt zu machen. Anja Schneider zwang ihre Gegnerin nach 45 Sekunden zur Aufgabe, bei Mary Dee Vargas Ley ging es noch schneller. Auch Sofiia Svydka steuerte einen schnellen Erfolg bei. Nach nicht einmal drei Minuten Kampfzeit stand es 4:0 für den JCW. Leipzig war perplex – die Wiesbadenerinnen konnten jetzt alle Anweisungen von draußen hören. Für die Gewichtsklasse bis 70 kg stellte sich Julia Wittmann (52 kg) zur Verfügung, gab ihr Bestes, konnte die nachvollziehbare Niederlage jedoch nicht abwenden. Was verkraftbar war. Denn Eimeira Silvestre ließ gleich einen Sieg folgen, während die Wiesbadenerinnen auch in der zweiten Kampfrunde weiter punkteten. Anja Schneider, Mary Dee Vargas Ley, Sofiia Svydka und Leonie Rüenauver räumten alle Zweifel aus – Endstand 9:5 für den JCW um die erst 17-jährige Lara Schäfer (bis 63 kg), die erstmals bei Play-offs um den deutschen Titel startete.
Am Ende hatten die Hessinnen allen Handicaps getrotzt und können nun im Halbfinale in Speyer nur positiv überraschen. Die Chilenin Mary Dee Vargas Ley und Eimeira Silvestre (Dominikanische Republik) werden aber aufgrund der Panamerican-Championsships nicht dabei sein können. Marcel Stebani wird also erneut in die Trickkiste greifen, um eine möglichst starke Mannschaft aufzubieten.