Krimi im DM-Finale: Titel war für Judo-Club Wiesbaden zum Greifen nahe

Mo, 09.10.2017, 16.09 Uhr
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von Tonja Bröder
Der Wiesbadener Kurier berichtet

Bericht im WIesbaden Kurier am 09.10.2017 von Tobias Goldbrunner

BOTTROP - Die Spannung war förmlich mit den Händen zu greifen. Und der Titel auch. Soeben hatte Miriam Butkereit (bis 70 kg) keine Geringere als Martyna Trajdos, die Weltranglistenvierte in Diensten der TSG Backnang, auf die Matte befördert, der Judo-Club Wiesbaden führte mit 7:6. Im Endkampf um die deutsche Meisterschaft. Gegen den haushohen Favoriten aus Baden-Württemberg. Die Entscheidung würde also im allerletzten Duell des Tages fallen. In dem die erst 17-jährige Dena Pohl (bis 63 kg) für Wiesbaden antrat. Gegen die niederländische Weltklasseathletin Antoinette Hennink. Das Nachwuchstalent setzte der 28-Jährigen, die in der Bundesliga bis dato 64 von 69 Kämpfen gewonnen hatte, gehörig zu. „Hatte sie immer wieder am Abgrund“, wie JCW-Teammanager Marcel Stebani fand. „Aber am Ende hat die Hennink ihre Erfahrung clever ausgespielt“, so der Wiesbadener weiter. Die Holländerin siegte, glich zum 7:7 aus. Und Backang durfte jubeln. Denn die mit Topleuten nur so gespickte TSG lag letztlich in der Unterbewertung haarscharf mit 67:58 vorne.

Die JCW-Frauen feierten bei der Siegerehrung ein paar Minuten später aber genauso ausgelassen wie ihre Kontrahentinnen. „Schließlich können wir mega stolz sein. Das war eine bärenstarke Leistung, mit der niemand gerechnet hatte. Alle waren auf den Punkt topfit und hoch motiviert“, frohlockte Stebani. Zwei Jahre nach der ersten DM-Medaille, damals war es Bronze, legten die Hessinnen noch einen drauf, bescherten dem JCW den größten Erfolg in der Bundesliga-Historie. „Wir haben nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen“, strahlte auch Butkereit, die mit fünf Siegen in fünf Begegnungen einer der Garanten für den furiosen Auftritt in der Finalrunde war.

Hessinnen lassen Gladbach und Bottrop keine Chance

Der Südzweite vom Rhein war förmlich in den Endkampf marschiert, ließ sowohl dem 1. JC Mönchengladbach (13:1), Dritter der Nord-Staffel, im Viertelfinale als auch Gastgeber und Nordsieger JC Bottrop (10:4) im Halbfinale nicht den Hauch einer Chance. „Wahnsinn, wie die Mädchen Bottrop in deren eigenen Hexenkessel den Schneid abgekauft haben“, lobte Stebani. Auch gegen Backnang legte der JCW unbeeindruckt los, führte dank der beiden Punkte der Ukrainerin Maryna Cherniak (bis 48 kg), die alle ihre sechs Duelle am Samstag für sich entschied, Seija Ballhaus (bis 52 kg), Arleta Podolak (bis 57 kg) und Butkereit 5:3. „Uns war aber vollkommen klar, dass es noch eng wird. Wir wussten ja, wen die TSG noch auf die Matte schickt“, schilderte Stebani. Die beiden 17 Jahre alten Wiesbadenerinnen Hanna Rollwage (über 78 kg) und Christina Faber (bis 78 kg) zeigten „brutale Auftritte“, so Stebani, mussten sich Anna-Maria Wagner, Junioren-Europameisterin 2016, und Luise Mahlzahn, Olympia-Fünfte in Rio, aber beugen. Rollwage gelang es als einziger Gegnerin, Wagner in der Finalrunde eine Wertung abzunehmen. Auch die nur zwei Jahre ältere Renée Lucht hatte Wagner im ersten Durchgang zugesetzt, verlor aber ebenfalls gegen die als beste Kämpferin des Tages ausgezeichnete deutsche Einzelmeisterin. Birgit Ente (bis 52 kg), fünfmalige holländische Meisterin, brachte Backnang 6:5 in Front, Larisa Florian (bis 57 kg) und Butkereit drehten den Kampf erneut. Und doch reichte es nicht.

„Wir können so viel mitnehmen aus dieser Saison“, hofft Stebani gleichzeitig „auf mehr Unterstützung durch städtische Gesellschaften. Wir stecken tausende Stunden ehrenamtlicher Arbeit in diesen Erfolg, müssen auf jeden Cent achten“. Nur die Leistungsträgerinnen konnten etwa am Tag vorher anreisen und ein Hotel beziehen, der andere Teil des Teams machte sich um 8 Uhr am Turniertag in Wiesbaden auf den Weg.

Stebani will den aktuellen Kader für 2018 halten. „Wohlwissend, dass andere Clubs mit Geldscheinen winken. Aber das gleichen wir mit Hingabe und Teamchemie aus.“ In der kommenden Runde ist erneut die Finalrunde das Ziel. „In der Südstaffel können das allerdings alle sechs Clubs schaffen“, weiß Stebani, dass Medaillen kein Selbstläufer sind. „Und trotzdem wollen wir in den nächsten Jahren auch mal ganz oben auf dem Treppchen stehen“.

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