Macht Judoka Wieczerzak das Unmögliche möglich?
Bericht im Wiesbadener Kurier von Tobias Goldbrunner
WIESBADEN - Es ist die allerletzte Chance. Die allerletzte Möglichkeit, doch noch das Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio zu lösen. Klar ist dabei: Nur mit einer Medaille bei den Weltmeisterschaften in Budapest kann Alexander Wieczerzak an diesem Mittwoch überhaupt noch den Sprung nach Japan schaffen. Allerdings ist die Qualifikation selbst dann nicht sicher, schließlich liegt sein nationaler Dauerkonkurrent in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm, Dominic Ressel aus Kronshagen, in der Punkterangliste schon weit vor ihm. Und nur ein Starter pro Nation und Gewichtsklasse darf zu den Sommerspielen.
Wieczerzak blendet alle Rechenspiele aus. Der 30-Jährige vom Judo-Club Wiesbaden, der zum Auftakt auf Sotaro Fujiwara, japanischer Vizeweltmeister von 2018 trifft, will vor allem eins: "Direkt im ersten Kampf in Topform sein." Beim Grand Slam im russischen Kasan vor drei Wochen musste sich der Wahl-Kölner in der ersten Runde verabschieden, unterlag dem Schweden Robin Pacek. Bei der EM zuvor in Portugal hatte ihn gegen Khasan Khalmurzaev (Russland) das gleiche Schicksal ereilt. Nach dem Turnier in Kasan entschied Wieczerzak, "mal den Kopf frei zu kriegen. Körperlich war ich immer voll da, aber mental leider nicht". Er tankte ein paar Tage auf Lanzarote Kraft, ehe er mit der Nationalmannschaft zehn Tage im Quarantäne-Trainingslager in Hennef hart an der WM-Form arbeitete. "Klar, man merkt, dass wir seit Monaten quasi durchtrainieren, aber ich fühle mich gut und bereit", so Wieczerzak.
Die letzte internationale Medaille liegt lange zurück, um genau zu sein: fast drei Jahre. Wieczerzak war immer wieder von Rückschlägen, vor allem Verletzungen und einer Corona-Erkrankung, gebeutelt. 2018 stand er bei der WM als Dritter letztmals auf dem Treppchen. Die großen Titelkämpfe liegen dem JCW-Athleten: Holte er doch 2017 mit dem WM-Titel den größten Erfolg seiner Karriere. Und zwar wo: in Budapest. Der 30-Jährige freut sich daher auf die Reise in die ungarische Hauptstadt. In der Hoffnung, dass er dort noch das scheinbar Unmögliche möglich macht.