Vier Medaillen für Alexander Wieczerzak bei European Games
Bericht im Wiesbadener Kurier von Tobias Goldbrunner am 21.06.2019
Für JCW-Judoka Alexander Wieczerzak ist Minsk eine Zwischenetappe – aber eine sehr wichtige. Der 28-Jährige hat viel vor, schließlich ist er ausnahmsweise mal mit der Vorbereitung zufrieden.
MINSK - Alexander Wieczerzak kann es kaum glauben. „Ich bin tatsächlich gesund – und das seit Wochen schon“, strahlt der 28-Jährige vom Judo-Club Wiesbaden. Dengue-Fieber, Ellbogen, Rippe, Leiste und vieles mehr – 2016, 2017 und 2018 zwangen Erkrankungen und Verletzungen den 81-Kilo-Mann am Anfang der Saison und währenddessen jeweils zu Zwangspausen. 2016 verpasste er deshalb Olympia. „2017 und 2018 hatte ich nur dreieinhalb Monate Zeit, um mich auf die Weltmeisterschaften im Herbst vorzubereiten“, schildert Wieczerzak. Die Ausbeute war dennoch mehr als beachtlich: 2017 wurde der Wahl-Kölner Weltmeister, 2018 holte er Bronze. „Wer weiß, was jetzt erst möglich ist“, blickt Wieczerzak freudig der WM im September entgegen.
Vorher steht für ihn aber eine „wichtige Zwischenetappe“ an: Der Ausnahmeathlet will bei den European Games in Minsk, die gleichzeitig auch als Europameisterschaften ausgetragen werden, ebenfalls um die Medaillen mitmischen. „Ob es letztlich reicht, muss man sehen. Aber wenn ich die Chance habe, will ich sie natürlich auch nutzen. Mit vier Medaillen heimkehren – das wäre doch was“, erzählt Wieczerzak. Am Sonntag tritt er im Einzel an, am Dienstag mit dem Mixed-Team.
„Ich fühle mich gut, bin mit dem Verlauf der Vorbereitung zufrieden – und das sage ich echt selten“, schildert der 28-Jährige, der zuletzt in Kienbaum mit der Nationalmannschaft schwitzte. Auch mit dem Gewicht hatte Wieczerzak keinerlei Probleme, musste lediglich vier Kilogramm abkochen. „Wir haben ein paar Sachen umgestellt, arbeiten unter anderem mit einem neuen Athletiktrainer zusammen. Ich bin gespannt, ob man das direkt merkt.“ Die Konkurrenz wird bärenstark sein: „Die meisten Topleute wollen in Minsk und bei der WM in Tokio kämpfen, schließlich sind die European Games ein Prestige-Turnier“, weiß Wieczerzak.
Ein namhafter Gegner muss aber passen – und zwar jener, mit dem Wieczerzak auch um das nationale Olympiaticket kämpft: Der Weltranglisten-Fünfte Dominik Ressel (Kronshagen) hat sich eine Verletzung zugezogen. Wieczerzak liegt im aktuellen Qualifikationsranking hinter Ressel, allerdings kommen die wichtigen Wettkämpfe auf dem Weg zu Olympia erst noch. Und auch bei den „kleinen Olympischen Spielen“ in Weißrussland werden wertvolle Zähler vergeben. Gute Erinnerungen an die European Games, bei denen aus dem Bundesliga-Team der Frauen Pauline Starke (bis 57 kg) und Miriam Butkereit (bis 70 kg) den JCW vertreten, hat Wieczerzak in jedem Fall: 2016 errang er in Baku seinen ersten beiden Medaillen bei internationalen Meisterschaften im Aktivenbereich.