Wieczerzak über Corona-Erkrankung: "Hat mich voll umgehauen"
Bericht im Wiesbadener Kurier von Tobias Goldbrunner am 07.01.2021
WIESBADEN - "An den ersten drei, vier Tagen hatte ich nur leichte Kopfschmerzen", erzählt Alexander Wieczerzak. "Dann hat es mich voll umgehauen." Mehr als zwei Wochen hat der Weltklasse-Judoka des JC Wiesbaden zuletzt unter Covid-19 gelitten. "Es war richtig, richtig hart. Ich wurde voll aus allem rausgerissen, lag tagelang vollkommen erschöpft nur im Bett." Der 29-Jährige weiß: Es hätte ihn wie jeden auch noch schlimmer treffen können. "Dennoch zeigt es, wie ernst wir dieses Virus nehmen sollten", so der Weltmeister von 2017. Das sich anschließende Problem für ihn als Leistungssportler: Er kann nicht so einfach wieder von 0 auf 100 durchstarten. Wieczerzak wartet sichtlich gespannt auf einen Untersuchungstermin an diesem Freitag: Ärzte, die mit dem Deutschen Olympischen Sportbund eng zusammenarbeiten, werden den Wahl-Kölner komplett durchchecken. Und entscheiden: Wann darf der Judoka überhaupt wieder mit dem Training beginnen? Und in welcher Form? Und, reicht die Zeit dann noch, um noch das Ticket für die Olympischen Spiele zu lösen?
Rückblende: Am 20. Dezember erfuhr Wieczerzak, dass sich ein Mitglied seiner Kölner Trainingsgruppe mit Corona infiziert hat. Der 29-Jährige ließ sich sofort testen, erfuhr: Auch er ist positiv. Wieczerzak begab sich in die häusliche Isolation. "Erst hatte ich wie gesagt nur leichte Symptome, kurz vor Heiligabend ging es dann richtig los", so der JCW-Athlet. "Ich konnte mich kaum bewegen, alles schmerzte. Es war zigfach stärker als eine Grippe." Nach den Feiertagen ging es ihm immer besser und besser. "Bis der zweite Schub voll zugeschlagen hat", berichtet Wieczerzak, und ergänzt: "Es war sogar noch heftiger." Der Judoka lag wieder flach, konnte kaum etwas zu sich nehmen. "Nach vier, fünf Tagen fühlte ich mich schlagartig wieder relativ gut", so Wieczerzak. Letztlich musste die 14-tägige Quarantäne aber sogar um drei Tage verlängert werden.
Mittlerweile kann der 29-Jährige wieder spazieren gehen, Einkäufe erledigen. "Jetzt lautet natürlich die große Frage: Was kommt am Freitag raus?", sagt Wieczerzak. Klar ist: Das Masters in Doha nächste Woche verpasst er definitiv. Und das ist schon ein schwerer Schlag: Schließlich hätte er dort mit einer Medaille doch noch mal einen großen Sprung in der Olympia-Qualifikation machen können. Zur Erinnerung: Sein nationaler Konkurrent Dominic Ressel (4365 Punkte) hat eigentlich einen deutlichen Vorsprung auf Wieczerzak (1831).
Doch der JCW-Kämpfer hat die Hoffnung nicht aufgegeben. Ab Februar sollen einige Grand-Slam-Turniere steigen. "Ich hoffe natürlich, dass ich bis dahin wieder topfit bin, aber das weiß man eben noch nicht", so Wieczerzak, den Corona verfolgt: Schon die Europameisterschaften Ende November verpasste er, weil er als Kontaktperson I eingestuft wurde.